Cannabis in der Schwangerschaft

Cannabis in der Schwangerschaft

Gefährliches Risiko oder alternatives Heilmittel?

Cannabis-Konsum und Schwangerschaft: In welchem Zusammenhang beides steht, ist nicht nur für Hasch-Liebhaberinnen eine wichtige Frage. Auch Frauen, die vor ihrer Schwangerschaft noch nie gekifft haben, kommen plötzlich mit der Frage „Cannabis ja oder nein“ in Berührung – dann nämlich, wenn Freundinnen oder manchmal sogar Hebammen Marihuana als eine der möglichen Lösungen gegen morgendliche Übelkeit, Angstattacken oder Appetitlosigkeit in den Raum stellen.

Diese recht häufigen Begleiterscheinungen der Schwangerschaft sind beileibe nicht einfach nur unangenehme, aber harmlose „Nebenwirkungen“ des Kinderkriegens. Wem konstant schlecht ist und wer kontinuierlich das Gefühl hat, keinen Bissen herunter zu bekommen, kann auch nicht die für eine umfassende Versorgung des ungeborenen Babys nötigen Nährstoffe aufnehmen. Angstattacken, etwa ausgelöst bei dem Gedanken an die bevorstehende Geburt, führen zu einer erhöhten Ausschüttung unerwünschter Stresshormone.

Auch die bei vielen Schwangeren auftretende morgendliche Übelkeit, die den ganzen Tagesrhythmus durcheinander bringen kann, kann bis zur Depression führen. Cannabis wird seit Jahrtausenden gegen Panikattacken, innere Unruhe, depressive Verstimmungen oder Nausea eingesetzt, unter anderem auch bei Schwangeren. In Cannabis-Foren ist immer wider zu lesen, dass Kiffen in der Schwangerschaft das einzige war, was wirklich nachhaltig Besserung gebracht hat. In den Bundesstaaten der USA, in denen Cannabis legalisiert ist, empfehlen einige Hebammen ebenfalls dessen moderaten Gebrauch während der Schwangerschaft, wenn alle anderen Mittel fehlschlagen.

Was ist bekannt über die Risiken von Cannabiskonsum für das Ungeborene?

Tatsächlich geben bei Befragungen immer wieder durchschnittlich fünf Prozent aller Mütter an, während ihrer Schwangerschaft Cannabis konsumiert zu haben. Da bei derartigen Interviews zum illegalen (und legalen) Drogenkonsum immer nur ein Teil der Teilnehmerinnen zum Konsum steht (selbst dann, wenn es sich um anonymisierte Studien handelt), ist die Dunkelziffer sogar wahrscheinlich noch um einiges höher.

Zwei Fragenkomplexe tauchen also auf. Der erste betrifft das Wohlergehen des Fötus und Embryo und später des geborenen Kindes. Schadet der Cannabiskonsum dem ungeborenen Baby direkt bzw. führt er im späteren Lebensverlauf zu zu Entwicklungsstörungen und/oder Verzögerungen? Der zweite muss im Zusammenhang eines möglichen Risikos für das werdende Leben gesehen werden: Ist Cannabis ein effektives Mittel, um schwangerschaftsbedingte Nebenerscheinungen abzumildern oder zu beseitigen?

THC dringt in die Plazenta ein und dockt im Hirn des Embryos an

UltraschallWissenschaftlich gut belegt ist, dass Tetrahydrocannabinol, also THC, zu den psychoaktiven Cannabinoiden zählt und damit eine spürbare und messbare Wirkung auf de erwachsenen Körper hat. Diese reicht von Veränderungen des Herzschlages bis zu Fuktionsweisen des Gehirns. Es liegt daher nahe, dass eine solch wirkmächtige Substanz auf den im Körper heranwachsenden Fötus oder Embryo ebenfalls einwirkt, falls es die Plazentaschranke passieren kann.

Diese sogenannte Plazentagängigkeit von Cannabinoiden, und damit auch THC, haben vor allem in den letzten Jahren verschiedene Studien nachgewiesen. Anschließend dockt es an die bereits im fetalen Hirn vorhandenen Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn an. So könnte es auf die Entwicklung diverser, komplexer Systeme von Nervenüberträgerstoffen (Neurotransmitter) einwirken. Zwar ist die THC-Konzentration im fetalen Blut naturgemäß nicht so hoch wie im mütterlichen, allerdings ist im frühen Entwicklungsstadium die neuronale Balance auch instabiler.

Welche Wirkung entfaltet THC im fetalen Hirn?

Cannabispflanze

Falls Cannabis in der Schwangerschaft, dann nur die reine Pflanze: Tabak schadet ungeborenen Kindern nachweislich!

Um es gleich vorauszuschicken: Forscher sind sich in dieser Frage weder sicher noch einig. Die experimentelle Verabreichung von Medikamenten an schwangere Frauen ist aus ethischen Gründen unmöglich. Daher bleibt die Beurteilung möglicher Gefahren auf klinische Beobachtungen oder epidemiologische Untersuchungen von unterentwickelten oder kranken Babys und anormal verlaufenden Schwangerschaften beschränkt.

Diese beziehen sich allerdings häufig auf Frauen, die auch andere Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder weitere Drogen während der Schwangerschaft konsumiert haben. Vor allem der Zigarettenkonsum oder der Gebrauch von Tabak im Joint ist ein Problem, da sich die Folgen von Tabak- und Nikotingenuss so nicht mehr vom Cannabiskonsum differenzieren lassen. Zudem basieren viele Studien auf Fragebögen und damit auf dem nur bedingt belastbaren Vertrauen in die wahrheitsgetreue Aussagen von Frauen.

Auch die Studienergebnisse selbst widersprechen sich häufig. Eine Studie von 2014 betrachtete zwischen 1997 und 2005 mehr als 20.000 US-Geburtsurkunden. Aus dazugehörigen Behandlungsberichten sammelten die Autoren all jene Fälle, in denen Babys mit Anencephalie geboren wurden, einem Neuralrohrdefekt, der schwere Gehirnfehlbildungen verursachen kann. Die Forscher schlossen aus dem Abgleich mit weiteren Dokumenten, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines solchen Geburtsfehlers bei Babys, deren Mütter Cannabis während der Schwangerschaft konsumiert hatten, fast verdoppelte. Viele andere Studien aber, darunter ein Analyse von mehr als 12.000 U.S. Geburtsurkunden in den 1980er Jahren, sahen wiederum überhaupt keine statistische Verbindung zwischen Kiffen und Geburtsschäden.

Inzwischen gehen die meisten Mediziner deshalb davon aus, dass Marihuana allein nicht unmittelbar zu neuronalen Schädigungen bei der Geburt führt.

Allerdings deutet eine Studie, durchgeführt von Wissenschaftlern vom Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien, auf eine andere Problematik: Dass nämlich ein Überangebot an Cannabinoiden an sich die Gehirnentwicklung von Embryos beeinträchtigen können – unabhängig davon, ob es sich bei diesen um körpereigene Cannabinoide der Mutter handelt (die sogenannten Endocannabinoiden) oder von außen zugeführtes THC.

EndocannabinoideWisseschaftlich erklärt, geht es um das „Slit“-Protein und seinen „Robo“-Rezeptor. Indem sie sich an Robo-Rezeptoren binden, können Slit-Proteine die Wegfindung von Nervenzellfortsätzen (den Axonen) regulieren. Im embryonalen Gehirn wird so die erstmalige Ausbildung der neuronalen Schaltkreisen gesteuert. Die Forscher gehen nun davon aus, dass Endocannabinoide in Nervenzellen wie auch in deren Stützzellen (Oligodendrozyten) die Slit- und Robo-Konzentrationen über die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 regulieren.

Gerät dieses fragil austarierte System aufgrund eines erhöhten Cannabinoid-Spiegel durcheinander, führt dies zu einem „Erregungssturm“. In Folge werden Slit und Robo in größeren Mengen produziert, als dies natürlicherweise der Fall wäre. Das kann zu abnormen Veränderungen bei der axonalen Wegfindung führen. Die Wissenschaftler haben diese Vorgänge an Tiermodellen wie auch im embryonalen Gehirn des Menschen nachgewiesen.

Cannabis könnte den Schwangerschaftsverlauf beeinträchtigen

Allerdings verknüpfen eine Reihe weiterer Studien den Cannabiskonsum mit anderen Komplikationen. Diese können einerseits mit dem Schwangerschaftsverlauf als solchem verknüpft sein oder andererseits etwas mit der physischen Entwicklung des Fötus und Embryos zu tu haben. Dazu muss zunächst gesagt werden: Diese Annahmen beruhen auf statistischen Erhebungen. Sie machen noch keine Aussagen über die Wirkmechanismen, die dabei am Werk sind.

Es scheint so, also ob der tägliche Gebrauch von Marihuana mit einer riskanteren und mit mehr Komplikationen einhergehenden Schwangerschaft in Verbindung stehen könnte. Eine 2011 in Australien durchgeführte Studie von fast 25.000 zeigt auf, dass Babys von Müttern mit regelmäßigem Marihuana-Konsum doppelt so häufig in neo-natale Intensivstationen eingeliefert werden wie Babys von Müttern, die keinen Cannabis-Konsum vermelden.

Eine vergleichende Metastudie, die die Daten von 24 separaten Untersuchungen miteinander verglichen hat, kommt zu dem Ergebnis, dass Marihuana-Verwendung während der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit eines Untergewichtes bei Geburt bis zu 77% erhöht.

Die australische SCOPE-Studie (SCreening fOr Pregnancy Endpoints) kam 2016 zu dem Ergebnis, dass zumindest in Australien, wo Cannabiskonsum relativ weit verbreitet ist, bis zu 12 Prozent aller Frühgeburten auf eine intrauterine Exposition zurückzuführen sein könnten. 5.588 Mütter mit Schwangerschaftskomplikationen nahmen an der Untersuchung teil. 5,5 Prozent davon gaben in der 20. Schwangerschaftswoche an, vor oder während der Schwangerschaft Cannabis genutzt zu haben.
Diese Frauen brachten ihr Kind später im Durchschnitt nach 29,6 Wochen zur Welt. Bei Frauen ohne Cannabiskonsum dauerte die Schwanger¬schaft hingegen durchschnittlich 34,1 Wochen. Das bestätigt andere Studien, die ebenfalls Frühgeburten bei Cannabiskonsumentinnen sehr viel häufiger beobachten.

Die SCOPE-Studie sagte jedoch auch ausdrücklich, das andere Fehlentwicklungen bei den Kindern nicht zu beobachten gewesen seien. In diesem Zusammenhang scheint es also so, dass die Entwicklung des Babys per se nicht negativ beeinflusst war, der Körper der Schwangeren die Geburt aber verfrüht einleitet und das Baby so weniger weit entwickelt zur Welt kommt. Woher das aber kommt, was also der sogenannte Pathomechanismus ist, ist noch nicht bekannt.

Mögliche Langzeitwirkungen von Cannabis Konsum in der Schwangerschaft

Womit wir bei der Frage nach den Langzeiteffekten wären. Einige Studien haben festgestellt, dass Kinder, die älter sind als drei Jahre und deren Mütter Cannabis während der Schwangerschaft geraucht haben, etwas anders auf kognitive und Verhaltenstests reagieren als Gleichaltrige. Eine über ein Jahrzehnt durchgeführte kanadische Studie ergab, dass vier Jahre alte Kinder von Müttern, die Marihuana während der Schwangerschaft täglich genutzt haben, bei Gedächtnistests schlechter abschnitten als ihre Altersgenossen – wobei es aber ansonsten keine Unterschiede hinsichtlich der allgemeinen Intelligenz gab. Im Alter von 10 hatten diese Kinder ein leicht erhöhtes Risiko hinsichtlich Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität.

Diese Erkenntnisse wurden 2016 von weiteren Untersuchungen durch Psychiater aus den Niederlanden gestützt. Ihre „Generation-R-Studie“ begleitet fast 10.000 holländische Kinder bereits ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft ihrer Mütter. Bei 54 Kindern zwischen 6 und 8 Jahren, deren Mütter Cannabis-Konsum in der Schwangerschaft angegeben hatten, wurden nun kernspintomographische Unter¬suchungen angefertigt. Im Gesamtvolumen des Gehirns sowie bei der grauen und weißen Hirnsubstanz konnten keine Unterschiede zu zwei anderen Kontrollgruppen festgestellt werden, deren Mütter weder geraucht noch gekifft oder nur geraucht hatten. Bei den Kindern der kiffenden Mütter allerdings gab es Auffälligkeiten in der Großhirnrinde: sie war im Bereich des frontalen Cortex verdickt. Welche Konsequenzen dies für die neuronale und kognitive Entwicklung haben kann, ist allerdings nicht klar.

Möglicherweise positiver Effekt von Cannabis Konsum auf Verhalten von Neugeborenen

Andererseits gibt es auch Bemühungen, die möglichen positiven Effekte des Cannabis-Konsums während der Schwangerschaft aufzuzeigen. Im Zuge der zunehmenden Legalisierung von Marihuana vor allem in den USA und der ebenfalls zunehmenden wissenschaftlichen Einsichten in ihre neuroprotektiven Eigenschaften wurde jüngst eine bereits 1994 veröffentlichte Studie wieder ans Tageslicht geholt.

In dieser untersuchte Dr. Melanie Dreher, eine leitende Krankenschwester des Rush Medical Center in Chicago und promovierte Anthropologin, jamaikanische Mütter mit und ohne Cannabis Konsum während derer gesamten Schwangerschaft sowie deren Babys für dreißig Tage nach der Geburt. Sie erwartete negative Unterschiede in der Entwicklung – fand aber keine.

Dr. Melanie Dreher

In den ersten drei Tagen nach der Geburt verhielten sich die Babys der beiden Kontrollgruppen identisch. Zum Ende der Einmonatsperiode jedoch war dies anders: Die Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft täglich Cannabis konsumiert hatten, waren Drehers Beobachtungen nach schneller im Aufnehmen von Sozialkontakten, hatten mehr Augenkontakt und waren leichter zu beschäftigen. Sie schliefen regelmäßiger und waren weniger stessanfällig.

Dr. Dreher untersuchte die Babys wiederholt mit fünf Jahren und fand wiederum keine Verhaltensauffälligkeiten. Die Frauen hatte während ihrer Schwangerschaft Cannabis nicht nur zum Genuss konsumiert. Auf Jamaika wird Haschisch traditionell eingesetzt, um morgendliche Übelkeit, Depressionen, Erschöpfung und Appetitlosigkeit zu behandeln.

Allerdings gibt auch Dreher das Offensichtliche zu: Dass ihre Studie längst nicht erschöpfend und weitreichend genug ist, um nachhaltige Antworten auf die Frage zu geben, ob Cannabis Konsum ungeborenen Babys schadet. Sie argumentiert allerdings, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft mit offeneren Augen und vorbehaltloser an die Frage herangehen sollte. Dreher verlangt, dass mehr interkulturelle Studien durchgeführt werden sollten und die Untersuchungen differenzierter werden müssen – indem etwa auf die Mengen des Konsums und deren unterschiedliche Risikos näher eingegangen wird. So könnte es etwa etwas völlig anderes sein, ob Cannabis nur punktuell bei Beschwerden eingesetzt oder aber täglich zum Genuss konsumiert wird.

Womit sich die Frage stellt: Ist Cannabis wirklich hilfreich bei der Beschwerdenbekämpfung?

Etwa die Hälfte aller Schwangere leidet unter morgendlicher Übelkeit. Meist wird diese um die neunte Woche herum am schlimmsten und hört um die 18. oder 19. Woche wieder auf. Etwa fünf Prozent aller schwangeren Frauen jedoch werden von ihr bis zum Ende der Schwangerschaft geplagt. Mit der Übelkeit geht meist eine leichte bis extreme Appetitlosigkeit einher, die in schweren Fällen zur Unterversorgung des ungeborenen Kindes führen kann. Eine weitere Komplikation ist extreme Dehydration, die häufig zu extensiven Krankenhausaufenthalten führen kann. Dann wird der Zustand für beide, Mutter und Kind, gefährlich. Es gibt Dutzende von Behandlungsansätzen für beide Zustände – und Cannabis ist, meist inoffiziell, einer davon.

Tatsächlich scheint Cannabis-Konsum viele Symptome abzuschwächen oder ganz zum Verschwinden zu bringen – selbst dann, wenn alles andere nicht gewirkt hat. Hinzu kommt, dass auch Medikamente gegen Übelkeit nicht nebenwirkungsfrei und ihrerseits plazentagängig sind.

Brownies

Pot-Brownies: tabakfrei und appetitanregend

Ebenfalls belegt ist, dass Marihuana seit Jahrtausenden gegen schwangerschaftstypische Begleiterscheinungen eingesetzt wird (interessante Tatsache am Rande: 2008 wurde im 2700 Jahre alten Grab eines chinesischen Schamanen eine beträchtliche Portion Cannabis gefunden, die offensichtlich zu Behandlungszwecken gedacht war). Schon die alten Ägypter mischten nachweislich ein trinkbares Hanfgemisch, um die Schmerzen während der Geburt abzuschwächen.

Erst in den letzten Jahren allerdings ist das Bewusstsein für Marihuana als effektive Medizin wieder in das kollektive Bewusstsein eingegangen. In den Jahrzehnten davor ist Cannabis als illegale Droge stigmatisiert worden, deren Konsum an vielen Orten der Erde schon strafbar ist. Im amerikanischen Bundesstaat Texas etwa wird der Cannabiskonsum während der Schwangerschaft als körperliche Gewalttat der Mutter gegen das ungeborene Kind gewertet, das natürlich nichtsdestotrotz von der Mutter unabhängige Rechte hat. Dort wurde 2004 Alma Baker, eine Mutter von gesunden, normal entwickelten Zwillingen wegen Körperverletzung verurteilt, weil sie den Marihuana-Gebrauch währen der Schwanerschaft zugegeben hatte (rauchende Mütter hingegen sehen sich keiner Strafverfolgung gegenüber).

Die Kriminalisierung von Cannabis führt zu einer Schweigekultur, in der Schwangere auch gegenüber ihren Ärzten ungern zugeben, dass sie Cannabis konsumieren, was wiederum einer umfassenden, informierten Behandlung im Weg steht. Allerdings müssen sich Mütter auch darüber im Klaren sein, dass sie, aus welchen Gründen auch immer, noch während der Schwangerschaft oder nach der Geburt auf Drogen getestet werden können.

Hinweise zum Cannabis Konsum während der Schwangerschaft

Keine Frage: Wer wirklich sicher gehen will, setzt den Cannabiskonsum zum reinen Genuss während der Schwangerschaft aus – unabhängig von den vermeintlich positiven Effekten auf das Sozialverhalten Neugeborener. Dieses macht zwar unter Umständen, sollte es tatsächlich zutreffen, in den ersten Lebenswochen für die Fürsorgepersonen das Leben leichter. Für das Baby selbst hat es aber keine nachgewiesenen, langfristigen Vorzüge.

Wer vor der Schwangerschaft und noch in den ersten drei Wochen gekifft hat, braucht sich allerdings so gut wie keine Sorgen zu machen. In dieser Zeit ist das Ungeborene noch nicht an den mütterlichen Blutkreislauf „angeschlossen“ und hat zudem noch kein Gehirn.

Wer trotz aller möglichen Risiken für Embryo und Schwangerschaftsverlauf nicht aufs Kiffen verzichten möchte, sollte den Konsum so weit wie möglich reduzieren. Alle Negativeffekte, die in Untersuchungen nachgewiesen wurden, beziehen sich auf Frauen, die in der Woche sechs Mal oder öfter Cannabis verwendet hatten. Es hat zumindest den Anschein, dass im Falle von THC die Quantität unmittelbar mit der Risikohöhe verknüpft ist.

Cannabis TeeVor allem sollte das Cannabis keinesfalls in Kombination mit Tabak konsumiert werden; es ist in jedem Fall besser, auf eine Verwendung in essbarer Form umzusteigen. Vielen Konsumentinnen hilft auch Cannabis-Tee, bei dem die frischen oder getrockneten Hanfblätter aufgebrüht werden. Eine ausführliche Anleitung zum Aufbrühen des weitestgehend THC-freien Hanftees findet sich hier .

Ebenfalls sollte man keinesfalls den Konsum dem eigenen Arzt oder der Ärztin gegenüber verschweigen – dies haben in Deutschland Schweigepflicht. Je früher man dies im Schwangerschaftsverlauf tut, desto besser; denn wenn man dann auf offene Ablehnung stößt, ist noch Zeit, den Gynäkologen zu wechseln.

Cannabis hat grundsätzlich eine, wenn auch wissenschaftlich noch nicht ausgeforschte, östrogene Wirkung. Es kann also in jedem Fall mit der Produktion von Hormonen interagieren. Vor allem, wenn man in der Vergangenheit Probleme mit Fehlgeburten in einem frühen Schwangerschaftsstadium hatte, sollte man extrem vorsichtig mit dem Konsum von Cannabis in der frühen Schwangerschaft sein und es bestenfalls gar nicht einnehmen, um keinesfalls ein Risiko einzugehen.

Cannabis sollte unter Umständen nicht das erste Mittel sein, um gegen Schwangerschaftsübelkeit und andere schwangerschaftsbegleitende Umstände vorzugehen – auch wenn es bei vielen Frauen nachweislich hilft. Vielmehr sollte es, angesichts der ungeklärten Risiken, als letzte Bastion im Raum stehen. Wer zuvor noch niemals Cannabis konsumiert hat, sollte sich sehr behutsam an diese Therapieform herantasten. Am besten ist es, einen erfahrenen Marihuana-Konsumenten an der Seite zu haben, vor allem, wenn es um die Dosierung des THC bei der Herstellung von Lebensmitteln geht.

Auch beim Erstkonsum selber sollten Schwangere niemals alleine sein. Ein Körper, der THC nicht kennt, kann auf ungewöhnliche Weise darauf reagieren. Eine gute Nachricht ist, dass bei Übelkeit und Appetitlosigkeit bereits eine sehr geringe Dosis THC hilft. Es tritt diesbezüglich auch kein Gewöhnungseffekt ein, der eine zunehmende Erhöhung der Dosis notwendig machen würde.