Albanien: mehr als 650.000 Cannabis-Pflanzen vernichtet

Albanien: mehr als 650.000 Cannabis-Pflanzen vernichtet

Das südosteuropäische Albanien gilt als eine der Hauptcannabisproduktionen in ganz Europa. Doch die Polizei hat den illegalen Cannabisplantagen im letzten Jahr den Kampf angesagt – und zwar im ganz großen Stil. Nachdem die Polizei im Juni 2014 das als „Cannabis-Hauptstadt“ bekannte Dörfchen Lazarat nach schweren Gefechten unter ihre Kontrolle gebracht hatte, wurden die Jagd auf die Anbauer ausgeweitet. Über 650.000 Cannabispflanzen zerstörte die Polizei seit Januar 2015, der Marktwert lag bei 7 Milliarden Euro.

Unwegsame Gebiete, kaum Kontrollen

Ein nicht unbeachtlicher Teil der Schwarzmarktdrogen (auch in Deutschland!) kommen aus Albanien. Immerhin ist der südosteuropäische Staat eine der größten Regionen, in der fast überall Cannabis angebaut wird – illegal, versteht sich.

Das liegt zum einen daran, dass die Cannabisplantagen hoch in unwegsamen Gebieten angelegt werden. Der Süden Albaniens, zwei Stunden von der Hauptstadt Tirana entfernt, ist gebirgiges Gebiet mit wenig Infrastruktur. Ohne Helikopter oder andere Unterstützung aus der Luft können die Sicherheitskräfte also kaum einen Überblick behalten. Zudem wurden beim Cannabis-Anbau noch bis vor einigen Jahren beide Augen fest verschlossen, auch Korruption spielte eine große Rolle. Fand ein Polizist eine Plantage, wurde er bestochen und „vergaß“ urplötzlich wieder den Standort.

Seit Mitte letzen Jahres allerdings weht ein anderer Wind in Albanien und die Regierung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, auch die letzte illegale Cannabisplantage zu zerstören. Hilfe holt man sich bei den italienischen Kollegen, die ihre Helikopter ausleihen, um die Plantagen von oben zu erspähen. Und die Offensive zeigt Erfolge: 650.000 zerstörte Cannabis-Pflanzen (Marktwert über 7 Milliarden Euro) wurden seit diesem Januar zerstört, knapp 280 Verdächtige festgenommen und weitere 90 zur Fahndung ausgeschrieben. Bei den Razzien wurden zudem auch Drogen, die sich „auf der Durchreise“ von Südostasien nach Europa befanden, erwischt, zudem auch zahlreiche Waffen.

Nicht die freundlichen Dealer aus der Nachbarschaft

Dass der Anbau- und Verkauf von Cannabis im ganz großen Stil kein „netter Zeitvertreib“ von ein paar „Potheads“ ist, sondern eine knallharte Mafia dahinter steckt, wurde besonders im albanischen Dorf Lazarat deutlich, als dort im Juni 2014 kriegsähnliche Zustände liefen und Polizei und Drogenschmuggler sich einen erbitterten Kampf lieferten. 800 Polizeikräfte versuchten das Dorf zu stürmen, doch die Einwohner wehrten sich mit Maschinengewehren und Panzerfäusten.

Die Polizisten schafften es zwar, rund 10.000 Cannabis-Pflanzen rund ums Dorf zu vernichten und nahmen dabei sechs Menschen fest, die das Feuer auf Polizeikräfte eröffnet hatten, aber in den Kern des Dorfes konnten sie nicht vordringen. Es gäbe zwei Häuser, die als Waffenlager genutzt würden, und die Bewohner verteidigten diese mit Granaten.

Lazarat erntete zuvor jedes Jahr um die 900 Tonnen Cannabis im Wert von etwa 4,5 Milliarden Euro. Und um das mal in die richtige Relation zu bringen und sich vorstellen zu können, wie groß das Geschäft mit dem Cannabis in Albanien ist: 4,5 Milliarden Euro entsprechen etwa 30 % des albanischen Bruttoinlandsprodukts in 2013!

Der Anbau, Handel und Verkauf von Cannabis ist in Albanien verboten, lediglich eine gewisse „tägliche Dosis“ darf man ungestraft nutzen. Ob sich daran in nächster Zeit etwas ändern wird und die Regierung gar die illegalen Plantagen zu legalen werden lässt, steht vorerst in den Sternen. Als offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union ist dies allerdings eher unwahrscheinlich, zumindest in den nächsten Jahren.