Hanf – der magische Stoff
Hanfkleidung statt Baumwollkleidung
In diesem Artikel geht es nicht um die Wirkung der Cannabis-Pflanze auf die menschliche Kognition, sondern um die von faszinierenden Eigenschaften von Textilien, die aus Hanffasern hergestellt werden. Hanffasern sind elastisch, reißfest und haltbar. Hanf Kleidung bietet derart viele unvergleichlich positive Eigenschaften zu einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis, dass ich immer wieder voller Achtung vor diesem Wunder der Natur stehe.
Tatsächlich gibt es Biologen, die Hanf für eine der evolutionär am weitest entwickelten Pflanzen halten. Umso dramatischer ist es, dass Konsumenten dieses unglaubliche, ökologisch nachhaltige Material, aus dem sich neben Kleidung auch Treibstoff, Baumaterialien, Papier, Lebensmittel, Taue, Kunststoff-Ersatz und vieles mehr fertigen lässt, seit inzwischen fast 100 Jahren vorenthalten wird.
Bis in die 1920er waren in vielen Ländern (darunter die USA und Deutschland) bis zu 80% aller Bekleidungsstücke ganz selbstverständlich aus Hanf hergestellt. Dann, Anfang der Zwanziger Jahre in den USA, sorgte eine Welle an gezielt gestreuten Desinformationen für den Niedergang des als Droge überhaupts nicht einsetzbaren Nutzhanfes. Es war schlicht zu offensichtlich geworden, dass die Vielseitigkeit und Unkompliziertheit der Pflanze vielen konkurrierenden Industrieprodukten im Weg stand.
Baumwollhersteller, Holzfabrikanten, Chemiekonzerne, die Papier- und die Erdölindustrie waren die offensichtlichen Nutznießer einer Umdeutung der Cannabispflanze als „gefährlich“. Was als PR-Kampagne in Amerika seinen Anfang nahm, wuchs sich zu einem weltweiten Anbauverbot aus. Längst hat die historische Aufarbeitung der damaligen Politisierung des Hanf gezeigt, dass die vermeintliche öffentliche Sorge über die psychoaktive Wirkung von THC lediglich ein nachgeschobenes Alibi war, um die „Wunderpflanze“ vom Markt nehmen zu können.
Doch nun kommt das Hanf seit einigen Jahren langsam zurück – und mit ihm die wunderbar vielseitige Hanfkleidung. Ökologisch bewusste Hersteller auf der ganzen Welt, vor allem aber in Europa haben die Hanffaser wieder entdeckt und arbeiten mit modernen Herstellungsverfahren und angesagten Designs an einem Revival der Hanf Kleidung.
Kleidung aus Hanf: Hautfreundlich, bequem, nachhaltig und wunderschön
Hanf ist eine Bastfaser der Pflanze cannabis sativa, einem Nutzhanf, der von Natur aus nur einen sehr, sehr geringen THC-Gehalt besitzt, also nie zur Rauscherzeugung genutzt wurde. Der Mensch nutzt Cannabis Sativa seit mehr als 12.000 Jahren zur Stoff- und Textilherstellung und als Nahrungsmittel. Nicht umsonst bedeutet der Begriff „Sativa“, aus dem Lateinischen kommend, schlicht „nützlich“. Hauptsächlich wird der sogenannte Nutzhanf in China und Russland, auf den Philippinen, in Mexiko, Zentralamerika, In Indien und auf den Westindischen Inseln, aber eben auch zunehmend in Europa angebaut.
Im Rohzustand wie auch verarbeitet ist die Hanf Faser dem Leinen nah verwandt, sowohl in Textur und Qualität als auch in der Verarbeitungsfähigkeit. Hanffasern sind lang und schimmernd und im Naturzustand von blaß-beiger Farbe. Aufgrund seiner enormen Robustheit und Reißfestigkeit wird Hanf häufig mit anderen Faserarten wie Seide, Leinen oder Bambus kombiniert, um die Eigenschaften von Stoffen zu optimieren.
So wird er zur Basis für T-Shirts und Blusen, Hemden und leichte Sommerpullover. Der Vorteil von Hanf Textil gegenüber diesen Materialien ist die relative Robustheit der Ausgangsfaser, die viele Formen der Bestickung zulässt. Das macht Hanf Stoff übrigens auch einen außergewöhnlichen, aber sehr passenden Stoff für Brautkleider, auf die etwa Perlen, Applikationen oder Seide aufgenäht werden sollen.
In „Reinform“ wird Hanf meist zu mittel- oder schweren Stoffen verarbeitet. Mittelschwere Hanf Stoffe stellen das perfekte Ausgangsmaterial für Blazer, Röcke, Hosen oder leichte Jacken. Schweres Hanf Material wird für Jeans oder Winterjacken verarbeitet.
Hanfkleidung bietet ein völlig natürliches, reibungsarmes Tragegefühl
Dies ist nicht nur für hypersensible Menschen wichtig, die den Kontakt der Kleidung mit der Haut oft als Fremdkörpergefühl wahrnehmen. Wir alle haben uns an das Tragen von Kleidung „gewöhnt“, ähnlich wie unser Körper den Luftdruck nicht mehr
spürt, der auf ihm lastet. Dennoch: Die Stoffe, die in Dauerkontakt mit unserer Haut stehen, sollten dieser so ähnlich sein wie möglich, um ein ausgewogenes und entspanntes „Berührungsklima“ zu schaffen.
Die Hanffaser ist von Natur aus besonders hautfreundlich. Ihre messbare Spannung entspricht nämlich ziemlich exakt derjenigen unserer Haut – klingt auf den ersten Blick ein wenig esoterisch, ist aber reine Wissenschaft. Gleichzeitig lädt Hanf sich nicht mit externen Spannungen auf, um sie dann an die Haut weiterzugeben – so wie so gut wie allen Kunststoffe es tun, oft ohne dass wir es bewusst merken.
Hanfkleidung ist perfekt für Allergiker
Cannabis sativa (die Nutzhanfplanze) ist von Natur aus sehr robust und widerstandsfähig, auch gegen Insektenbefall oder Pflanzenkrankheiten. Deshalb werden für ihren Anbau keine Insektizide oder Pestizide benötigt. Da Hanf extrem schnell und außerdem außerordentlich dicht wächst, dabei kaum Lichteinfall bis auf den Boden und so Zusatzpflanzen wenig Raum zum Wachsen lässt, müssen auch keine Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt werden – weder chemischer noch biologischer Art, ganz im Gegensatz etwa zu Baumwolle, ob nun organisch angebaut oder nicht. Das macht Hanf zum wahrscheinlich rückstandsfreiesten, unbehandelsten (Roh) Stoff auf dem Markt und zum perfekten Begleiter für Allergiker und jeden, der keine Toxine an seine Haut lassen möchte.
Allerdings muss man vorsichtig sein: In China, dem weltgrößten Produzenten von Hanfbekleidung, nutzen viele Hersteller chemische Methoden, um die Hanffaser künstlich zu erweichen und sie gekannten Stoffen wie Baumwolle anzugleichen – sowohl im Tragekomfort bei Auslieferung als auch in der Farbe. Ein reines Weiß ist bei Hanf jedoch allenfalls durch extreme Bleichungsprozesse zu erreichen, die nur chemisch umgesetzt werden können.
Wer auf chemisch unbehandelten Naturhanf wert legt, sollte auf Hersteller achten, die nur mit biologischen, Enzym basierten Methoden arbeiten; meist kommen diese aus Europa, den USA oder Kanada. Ob man auf pure Hanfkleidung Wert legt, oder ein Baumwollgemisch vorzieht, ist eine persönliche Entscheidung.
Hanfkleidung reguliert die Temperatur ganz von allein
Hanf bringt besondere hautklimatische Eigenschaften mit. Seine Fasern wirken ganz natürlich temperatur-regulierend. Im Sommer halten sie angenehm kühl, im Winter schaffen sie ein kuscheliges Klima. Unter dem Mikroskop wird deutlich, warum: Die Fasern haben kleine Lufttaschen, durch die die Faser „atmet“. Sie füllen sich an kalten Tagen mit der Körperwärme und speichern sie. An warmen Tagen sorgen sie für ein luftiges Tragegefühl.
Hanfkleidung hält. Und hält. Und hält.
Hanf ist eine der robustetsten Naturfasern. Kleidung aus Hanf hält ewig, selbst bei täglicher Beanspruchung – schließlich sind Hanffaser vier bis sieben mal belastbarer als die Standard-Industrie Baumwolle. Sie ist deshalb perfekt auch für Kinder im Tobe- und Kletteralter geeignet.
Hanfkleidung ist die ideale, knitterarme Reisebegleitung
Anders als Leinen, bleibt Hanf Kleidung so gut wie faltenfrei. Sie ist (nicht nur deshalb) der perfekte Reisebegleiter bei längeren Urlauben, in denen man nicht viel waschen kann, aber häufig ein- und auspacken muss und trotzdem gepflegt aussehen möchte.
Hanfkleidung tragen bedeutet, Teil einer grünen Revolution zu sein
Seine natürliche Widerstandsfähigkeit und Anspruchslosigkeit und der schnelle Wuchs bedeuten auch, dass es eigentlich keine denkbaren Gründe gibt, Hanf jemals genetisch zu modifizieren – und dass er deshalb natürlich auch ein Dorn im Auge von chemischen Konzernen wie Monsanto & Co. ist, die an dieser Super-Pflanze nichts verdienen können. Sie beteiligen sich deshalb gern an den nach wie vor omnipräsenten Versuchen, die landwirtschaftliche Etablierung von Hanf als Nutzpflanze politisch zu unterminieren.
Wer Hanfkleidung trägt, unterstützt damit auch Bauern auf der ganzen Welt, sich von konzerngesteuerten, Umwelt vernichtenden Zuchtmethoden zu verabschieden und ökologisch nachhaltig anzubauen. Denn Hanf ist nicht nur natürlich ertragreich und wächst in allen gemäßigten Klimazonen, es hilft auch dabei, ausgelaugte Böden zu revitalisieren und verhindert dank seiner langen Wurzeln Erosion. So bleiben die wertvollen obersten Humusschichten erhalten; in Nachfolgejahren kann auf Hanffeldern wieder wertvolles Obst und Gemüse angebaut werden.
Hanfstoffe ersetzen Kunststoffe, die aus Erdöl gewonnen werden müssen – in so gut wie allen Sparten des Lebens, vollwertig, abbaubar, preiswert. Je mehr Hanfkleidung getragen wird, desto mehr rücken auch diese weiteren exzellenten Eigenschaften der Pflanze in den gesellschaftlichen Fokus. Hanf produziert außerdem dreimal so viel Faserstoff wie Bäume (und kann dreimal im Jahr geerntet und neu gepflanzt werden!) und trägt dadurch aktiv zum Baumerhalt weltweit bei– eine wichtige Größe zur Erreichung der Klimaschutzziele.
Hanf als Sport- und Outdoorbekleidung
Immer mehr Ausdauersportler tauschen ihre herkömmliche Funktionsbekleidung für das Training im Freien gegen Bekleidung aus Hanf-Baumwolle aus. Dieses Mischgewebe nimmt Schweiß und Hautfeuchtigkeit problemlos auf: Hanffasern können bis zu die 30 Prozent der täglich vom Körper produzierten Feuchtigkeit schlucken! Hanf hat ausgezeichnete antimikrobielle Eigenschaften, so dass Körpergeruch ganz natürlich auf ein Minimum reduziert wird. Und: Hanf kann, wenn richtig und im ausreichende Maß verarbeitet, vor bis zu 95% der schädlichen UV-Strahlen schützen!
Tipps für den praktischen Umgang mit Hanf Kleidung
Vor dem ersten Tragen immer waschen! Hanf wird schlussendlich weich wie Seide oder Baumwolle, kann aber zunächst etwas steif sein. Generell gilt: Je öfter Hanf Stoff sanft gewaschen und getragen wird, desto weicher wird er.
Eingefärbte Hanf Stoffe können bei der ersten Wäsche Farbreste abgeben. Am besten hält man eine Ecke unter heißes Wasser und testet die Farbbeständigkeit. Verfärbt sich der Strahl, wird das Teil einfach separat in warmen Wasser mit der Hand vorgewaschen. Keine Sorge: Die Farben werden nun nicht nach und nach verblassen; es ist nur das Extra, das nicht in die Fasern eingedrungen ist, was nun ausgespült wird. Wer mag, kann einen Schuss Apfelessig als natürlichen Farbfixierer mit ins Waschwasser tun.
Wer Hanf Kleidung oder Hanf Stoffe nähen oder umändern möchte, sollte auf wirklich scharfe Scherenblätter für den Zuschnitt achten; Hanf Stoff kann unter Umständen etwas schwerer zu schneiden sein. Nadel und Faden sollte der Schwere des Hanf Stoffes angemessen sein.
Textilhanf für die Bekleidungsbranche
Hanftextilien sind eine enorme Bereicherung für die Bekleidungsbranche und liefern viel Potential zu gesunden und nachhaltigen Bewegungen. Die studierte Textilingenieurin und Textilvisionärin Ursula Mock berichtet von ihrem Werdegang mit Hanf und ihren Erfahrungen und Wissen über die Textilfaser Hanf.