Cannabis und Diabetes – Risiko oder Heilung?
Cannabis in der Medizin wird mittlerweile schon bei diversen Krankheiten erfolgreich zur Behandlung oder zumindest zur Linderung der Beschwerden eingesetzt. Doch der ganze Umfang, in dem Cannabis wirkt – sei es positiv oder negativ – ist noch lange nicht erforscht. So verwundert es kaum, dass das Kiffen und seine Auswirkungen immer wieder in den Schlagzeilen landen.
Erst kürzlich veröffentlichte die Universität von Minnesota aus den Vereinigten Staaten eine Studie, die Cannabis-Konsum mit Prädiabetes (eine Vorstufe von Diabetes) in Verbindung bringt. Demnach sollen Kiffer, vor allem im mittleren Alter und bei einem häufigen Konsum, über veränderte Blutzuckerwerte verfügen, die zu Prädiabetes führen kann. Doch bedeutet das auch, dass man durch Kiffen Diabetes kriegen kann?
Was ist Prädiabetes?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich zunächst mit der Frage beschäftigen, wann die Krankheit Diabetes vorliegt: Das passiert nämlich dann, wenn die Blutzuckerwerte, genauer die Glukose im Blut eine bestimmte Schwelle überschreitet.
Bei einer gesunden Person liegen die Blutzuckerwerte bei 100 Milligramm pro Deziliter. Liegt eine Diabetes vor, sind die Werte höher als 126 mg pro Deziliter.
Und hier genau setzt die Prädiabetes an: liegen die Blutzuckerwerte über dem Normalwert, aber unter der Grenze für eine Diabetes, liegt die Prädiabetes vor.
Diese Grauzone zwischen Erkrankung und Gesundheit bedeutet noch nicht, dass man später auch tatsächlich an Diabetes erkranken muss. Eher im Gegenteil, werden die erhöhten Blutzuckerwerte rechtzeitig erkannt, dann kann man sie mit einfachen Umstellungen in der Ernährung und Lebensweise sogar in den meisten Fällen erfolgreich abwenden.
Seltsamerweise konnte die Studie aus Minneapolis allerdings nur einen Zusammenhang von Kiffen und Prädiabetes feststellen, das bedeutet nämlich nicht, dass sich daraus eine Verbindung zu einer tatsächlichen Diabeteserkrankung ergibt!
Bei der Studie wurden die Aussagen von über 3.000 Teilnehmern ausgewertet, und das über einen Zeitraum von über 30 Jahren.
Leiden Kiffer seltener an Diabetes?
Während die oben genannte Studie aufzeigt, dass Kiffer dazu neigen, eine Prädiabetes zu entwickeln, gibt es bis heute keinerlei Beweise, dass Cannabis Diabetes auslösen kann. Ganz im Gegenteil, es gibt sogar Studien, die belegen, dass Kiffer seltener an Diabetes erkranken als Personen, die noch nie gekifft haben.
Eine der größten Studien zu dem Thema kommt aus dem amerikanischen Kalifornien. Hier wurden 11.000 Teilnehmer befragt, und das Ergebnis zeigte zweifelsfrei aus, dass Kiffer seltener erkranken. Während die Nichtkonsumenten mit 6 % Diabetes-Erkrankungen vorne lagen, waren nur 2-3 % der Kiffer an Diabetes erkrankt. Überraschenderweise gilt dies auch für Konsumenten, die schon lange mit dem Kiffen aufgehört haben. Dort kam es bei 3 % der Befragten zu einem Krankheitsfall.
Die Wissenschaftler vermuten, dass sich im Cannabis entzündungshemmende Wirkstoffe finden – und als eine der Ursachen einer Diabeteserkrankung gilt eine erhöhte Entzündungsaktivität im Körper (neben anderen Faktoren wie Übergewicht, Vorerkrankungen etc.)
Kiffen für einen niedrigeren Blutzuckerspiegel?
Manche Wissenschaftler gehen mittlerweile sogar davon aus, dass Kiffen aktiv die Blutzuckerwerte im Körper senken kann. Das Pharma-Unternehmen GW Pharmaceuticals erklärte vor einiger Zeit, dass ein neu entwickeltes Präparat mit einem synthethischen Cannabionid dabei helfen könne, die Zellen der Bauchspeicheldrüse anzuregen, so dass diese mehr Insulin produzieren können.
Das gleiche Unternehmen steckt übrigens auch hinter Sativex, dem Cannabisextrakt, welches schon erfolgreich zur Behandlung diverser Leiden eingesetzt wird.
Fazit: Die Wissenschaft steht noch am Anfang
Cannabis wird seit Jahrtausenden von den verschiedensten Kulturen als Heilpflanze genutzt. Durch das Drängen in die Schmuddelecke durch die Politik und das Verbot des Konsums, hat die Wissenschaft unzählige Jahre an Forschungszeit verloren. Die gilt es jetzt schnellstmöglichst aufzuholen, um das gesamte Potenzial von Cannabis einschätzen zu können. Denn noch stehen die Studien über die Zusammenhänge zwischen Cannabis und verschiedenen Krankheiten ganz am Anfang – und wer weiß, was die Pflanze noch alles in sich verbirgt?
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